Vor 50 Jahren erlebte Deutschlands seinen geburtenstärksten Jahrgang – und auch der Bergisch Gladbacher Stadtrat fand es an der Zeit, sich auf ein breites Bildungsangebot für Jungen UND Mädchen einzustellen. Am 5. März 1964 beschloss der Rat, die „höhere Töchterschule“ abzulösen durch ein Gymnasium für Mädchen. Zwar nahm damals auch das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium Mädchen auf – doch alle anderen Schülerinnen mussten nach der 10. Klasse nach Mülheim wechseln, um das Abitur abzulegen.
Allerdings, ein ganz vollwertiges Gymnasium war die neue Schule, die später zum Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium werden sollte, damals noch nicht. Als „sozialwissenschaftliches Gymnasium“ führte es die Mädchen zum sogenannten „Puddingabitur“, erinnert Vizerektorin Elke Littmann. Das qualifizierte damals vor allem zur Arbeit als Grundschullehrerin.
Doch die Schule entwickelte sich ausgesprochen dynamisch, streifte rasch ihre Fesseln ab und blickt in diesen Tagen, in denen der 50. Geburtstag festlich begangen wird, auf eine große Erfolgsgeschichte zurück. „Wir bieten einen deutsch-französischen und einen naturwissenschaftlichen Zweig an, und wir sind das einzige Ganztagsgymnasium der Stadt“, sagt Schulleiter Gerd Josmann nicht ohne Stolz.
Und aus beiden Zweigen gehen Schüler UND Schülerinnen mit hervorragenden Noten hervor, die zu einem überproportional hohen Anteil als Maschinenbaustudenten nach Aachen gehen. „Gerade im bilingualen Zweig gibt es viele sehr hoch motivierte Schüler mit viel Potenzial“, berichtet Josmann.
Die wichtigsten Etappen des DBG auf diesem Weg waren:
- 1964 werden 43 Schülerinnen in der ersten Eingangsklasse aufgenommen, die damals noch im NCG an der Reuterstraße ihr Domizil hatte
- 1964 Hildegard Scholten kommt vom NCG und wird erste Schulleiterin (bis 1990)
- 1966 kommt die Schule in der evangelischen Volksschule am Ahornweg unter
- 1967 Beginn der Bauarbeiten Am Rübezahlwald durch die Firma Franz Weissenberger
- 1968 beziehen 13 Klassen mit 429 Schülern das Gebäude Am Rübezahlwald
- 1971 wird ein neusprachlicher Zweig ab Klasse 9 eingerichtet
- 1972 wurden die ersten Jungen aufgenommen, heute ist das Verhältnis ausgewogen
- 1972 wird die Schule nach Dietrich-Bonhoeffer benannt
- 1974 werden die ersten Haupt- und Realschüler aufgenommen
- 1992 Ingelore Orywall-Jeschke wird Schulleiterin (bis 2004)
- 1997 wird der Anbau mit den Musikräumen fertiggestellt
- 1980 wird die höchste Schülerzahl erreicht: 1183 Schüler lernen in zwei Schichten
- 1984 machen 123 Schüler das Abitur, das 1000. Abiturzeugnis wird ausgegeben
- 2004 werden die Fachräume Physik und Chemie saniert
- 2004 Gerd Josmann wird Schulleiter
- 2005 wird das Bonhoeffer-Jahr gefeiert
- 2007 wird der naturwissenschaftliche Zweig eingerichtet
- 2008 beginnt die PCB-Sanierung, die drei Jahre dauern soll
- 2012 wird die Schule in ein Ganztagsgymnasium umgewandelt
Dabei hatte – und hat – auch das DBG mit Beschränkungen zu leben. So ist auf dem Entwurf des Schulgebäudes (übrigens aus dem Hause Franz Weissenberger) links unten ein Gebäude zu sehen, das aus Kostengründen nicht gebaut wurde und auch heute nicht fehlt: Eine ordentliche Sporthalle.
Und überhaupt: mehr Platz. Das DBG verfügt mit seinen 935 Schülern eine Nutzfläche von 6000 Quadratmetern, das von der Schülerzahl nur wenig größere NCG dagegen breitet sich auf 12.000 Quadratmetern aus. Die Tatsache, dass das DBG ein Ganztagsangebot ist, hat zwar einen Zuschlag beim Personal von 20 Prozent gebracht, beim Raumangebot von Null Prozent – obwohl gerade für Mensa, Sport- und Musikaktivitäten mehr Platz gebraucht wird.
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Die Initiative des DBG zum Ganztag sei von Stadtverwaltung und Stadtrat zwar bejubelt worden, „doch dann kam nichts mehr nach“, äußert die Schulleitung vorsichtige Kritik.
Aber Josmann will über sein Schulgebäude nicht klagen. Er hatte zwar das Pech, dass die Bauten mit PCB verseucht waren. Aber nach drei harten Sanierungsjahren mit vielen Umzügen ist die Schule seit 2011 von Grund auf saniert. Zwar nicht wirklich nachhaltig (nicht nur am Putz, auch an den Leitungen wurde gespart), aber verglichen mit den anderen Schulen der Stadt kann das DBG (von innen betrachtet) mit seinen freundlichen Räumen punkten.
Von Schülerschwund keine Spur
Bei Schülern und Eltern ist die Schule attraktiv, von Schülerschwund keine Spur. Trotz der Gründung der zweiten Gesamtschule in Bergisch Gladbach ist die Anmeldezahl des DBG auch zum nächsten Schuljahr von 100 auf 106 gestiegen. Dazu tragen die fachliche Spezialisierung bei, das Alleinstellungsmerkmal Ganztag – und auch das klare Bekenntnis zur verkürzten Gymnasialzeit (G8). „Wer die Schule zügig absolviert, der schafft sich Freiraum für Praktika oder ein freiwilliges soziales Jahr”, argumentiert Josmann. Das System Schule sei einfach für Kinder geschaffen worden – und biete 18-Jährigen nicht mehr das richtige Umfeld.
Ein Problem sei jedoch die vom Land vorgeschriebene hohe Stundenzahl, die ein Oberstufenschüler absolvieren muss, für außerschulische Aktivitäten bleibe zu wenig Zeit, räumt der Rektor ein. Doch auch dafür hat das DBG ein Konzept: ab dem kommenden Schuljahr werden viele Aktivitäten zusammen mit Sportvereinen und Musikschule als AG in der Schulzeit integriert – auf dem Weg zu einer echten Ganztagsschule.
Der Festfahrplan 4. April: Festakt 50 Jahre DBG für geladene Gäste 6. und 7. April: DBG-Zeitreise: Musik, Tanz und Performance aus fünf Jahrzehnten 7. April: Besuch der Landtagspräsidentin 12. und 6. Juni: Musical-Revue 20. September: Schulfest
Noch ein Punkt, auf den die Schüler vieler anderen Schulen neidisch sein werden: Hausaufgaben in Nebenfächern hat das DBG angeschafft – und auch in den Hauptfächern wurden die Hausaufgaben zu Schulaufgaben, die auch dort erledigt werden.
Stolz auf Dietrich Bonhoeffer
Besonders stolz ist das DBG auf seinen Namen: der damalige Pfarrer Weiß von der Kirche zum Frieden Gottes hatte den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer vorgeschlagen. Ein Erbe, dass auch die Schüler zu schätzen wissen und durch viele Veranstaltungen wach halten – von der Bonhoeffer-Rallye für die 5. Klässler bis zum Tag der Befreiung von Auschwitz.